Sehbehindertentag 2024 - Beitrag der BSV-W-Bezirksgruppe Heilbronn
„Meine Alltagskreuzung“
Zum bundesweiten Sehbehindertentag 2024, am 6. Juni hat sich der BSV W Heilbronn und Hohenlohe dem Thema Kreuzung angenommen.
Abweichend von der allgemeinen Aktionsbeschreibung, stellt die Bezirksgruppe keine konkrete Kreuzung in einer Kommune öffentlich dar und „prämiert“ diese dann als negatives Musterexemplar mit Auszeichnung.
Die Bezirksgruppe versucht, mit den dargestellten negativen und positiven Beispielen aus der gesamten Region, den Kontakt zur Verwaltung herzustellen.
Sie möchte kooperativ werben, sich dem Thema stärker anzunehmen.
Kreuzungen sind neuralgische Punkte im Straßenverkehr – hier treffen unterschiedliche Verkehrsteilnehmende aus verschiedenen Richtungen zusammen. Das Verkehrsgeschehen ist komplex und das führt zu Problemen: Nach Unfalldaten des Statistischen Bundesamtes passieren rund die Hälfte aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden an Kreuzungen und Einmündungen.
Sehbehinderte und blinde Menschen sind hier einem besonderen Risiko ausgesetzt, denn an den meisten Kreuzungen fehlen spezielle Einrichtungen wie „Blindenampeln“ oder auf dem Boden verlegte Rippen- und Noppenplatten. Auch die visuelle Gestaltung von Kreuzungen lässt oft zu wünschen übrig, wenn beispielsweise Kontraste fehlen und die Bordsteinkante kaum zu erkennen ist.
Der BSV W Heilbronn greift deshalb anlässlich des Sehbehindertentages 2024 dieses Thema auf – mit der Aktion „Meine Alltagskreuzungen“.
Je nach Alter der Person, den Grad der Einschränkung durch die Schwerbehinderung und dem Stand der Ausbildung in Orientierung und Mobilität, können die betreffenden Personen in ihrem Bewegungsradius durch:
- fehlende oder nicht auffindbare taktile/akustische Fußgängerampeln
- fehlende oder nicht auffindbare Zebrastreifen
- nicht oder nur teilweise nach Norm ausgerüstete Kreuzungen, Kreisverkehre oder Übergänge an Einmündungen
In ihrem täglichen Bewegungsradius stark eingeschränkt sein. Dies wirkt sich auch auf die Selbständigkeit bei der Versorgung für den täglichen Bedarf, die sozialen Kontakte und die Freizeitgestaltung aus. Oft scheitern Ausbildungs- oder Arbeitsverträge daran, da die selbständige Bewältigung des Arbeitsweges zu Fuß oder mit dem ÖPNV durch mangelnde Ausrüstung des öffentlichen Verkehrsraum, zu gefährlich wäre oder grundlegend nicht zu verantworten ist.
Im fortgeschrittenen Alter, das Sehvermögen lässt unwillkürlich nach, ist es entscheidend, dass die Wegeführungen im Wohnumfeld ohne Ängste und häufige schlechte Erfahrungen, zu bewältigen sind. Bei stärkerem Sehverlust oder einer Erblindung, verstärkt sich dieser notwendige Bedarf an einer barrierefreien Wegeführung, der durch gültige Normen garantiert ist, noch stärker.
In den meisten Fällen sind es kleine „Bausteine“ die in einer Wegeführung mangelhaft sind oder fehlen. Menschen mit einer Seheinschränkung oder Erblindung benötigen
- ausreichende Beleuchtung
- hohe Kontraste
- klare Wegeführungen
- tastbare Bordsteinkanten als Trennung zwischen dem Gehbereich und der Straße
- taktil und optisch gut auffindbare Ampeln, Zebrastreifen oder angelegte Übergänge
- Ebenso auffindbare Haltestellen des ÖPNV
Einfach gesagt, einen sicheren ertastbaren Gehweg mit ausreichend Kontrastgestaltung an den notwendigen gefährlichen und Konfliktstellen.
In den Kommunen, im Stadt- und Landkreis Heilbronn und Hohenlohe, setzen die verantwortlichen Personen diesen notwendigen Ausrüstungsstandard sehr unterschiedlich um. Bei sehr vielen Städten und Gemeinden, auch im Kreis Hohenlohe, wird diesem sehr wichtigen Thema noch wenig Bedeutung zugemessen. Die betroffenen Einwohner haben große Einschränkungen an Selbständigkeit und an ihrer Lebensqualität oder müssen frühzeitiger als nötig in ein Pflegeheim umziehen, da sie sich nicht mehr selbst versorgen können.
Die Bezirksgruppe Heilbronn und Hohenlohe des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Württemberg e. V, möchte alle Kommunen ermutigen und unterstützen, sich dem Thema intensiver anzunehmen und mit den qualifizierten Selbstbetroffenen oder Verbänden, einen „Masterplan“ zu erstellen und eine Zeitschiene (Prioritätenliste) für die Umsetzung aufzustellen. Nachfolgend stellt die Bezirksgruppe einige Verkehrssituationen vor, die aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn bzw. Hohenlohe stammen und in sehr vielen Kommunen so oder so ähnlich vorzufinden sind.
(Zum Anzeigen der einzelnen Beispiele, die entsprechende Zeile in der nachfolgenden Aufstellung anklicken)
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir durch diese Aktion mit den Entscheidungsträgern in der Verwaltung, den Gemeinderäten, den Planern und Ingenieuren in einen Austausch treten könnten, damit zukünftige Baumaßnahmen soweit möglich barrierefrei ausgebaut werden könnten. Gerne bieten wir bei Bedarf auch Schulungen und Vorträge zu diesem wichtigen Thema an. Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Wolfgang Heiler
Bezirksgruppenleiter Bezirksgruppe Heilbronn und Hohenlohe